Irina Link liest aus Umka
Die Illustratorin Irina Link wurde 1988 im russischen Wolgograd geboren und lebt seit 2002 in Deutschland. Im August 2016 schloss sie ihr Masterstudium in Kommunikationsdesign an der Hochschule Trier erfolgreich ab.
Die Geschichte des kleinen Bären Umka fasziniert Irina Link seit ihrer Kindheit. Für ihre Illustrationen zur Geschichte wurde sie mit dem "Meefisch 2015" ausgezeichnet, dem Marktheidenfelder Preis für Bilderbuchillustration. Als erste Preisträgerin der seit 2005 vergebenen Auszeichnung erhielt sie für ihre Illustration neben dem Jurypreis auch den Publikumspreis.
Auf Einladung der Stadt Marktheidenfeld las Irina Link am 27. Oktober 2016 in der Stadtbücherei aus ihrem für ihre Illustrationen prämierten Buch Umka. Wir sprachen mit der Preisträgerin über ihre ersten Lesungen vor Publikum, ihre Arbeit an dem Kinderbuch Umka und ihre besondere Beziehung zu Marktheidenfeld.
Frau Link, Sie haben heute drei Mal vor Erstklässlern der Friedrich-Fleischmann-Grundschule aus "Umka" gelesen. Wie war´s?
Irina Link: Es war ja das erste Mal, dass ich so etwas gemacht habe. Für mich war es spannend und aufregend zugleich. Anfangs war ich ehrlich gesagt ziemlich nervös. Die Kinder haben es mir aber leicht gemacht und waren alle super aufmerksam.
Wie kam es zur Lesung in der Stadtbücherei Marktheidenfeld?
Ich wurde am Rande der Preisverleihung gefragt, ob ich Lust darauf hätte und da habe ich ja gesagt. Dabei war Lesen war für mich in der Schule immer ganz schlimm. Ich hatte vor dem Tag heute etwas Respekt, habe mich aber natürlich auch auf die Kinder gefreut. In den letzten Tagen habe ich zu Hause geübt, mein Freund war mein Versuchskaninchen.
Wie schafft man es, dass die Kinder die ganze Lesung über aufmerksam sind?
Meine Mutter arbeitet in einem Kindergarten und hat mir viele Tipps gegeben. Ganz wichtig ist es, Spannung aufzubauen, den Kindern zwischendurch Fragen zu stellen und kleine Pausenfüller einzubauen. Zum Beispiel habe ich Fotos von echten Bären dabei und ein kleines Video gemacht, das zeigt, wie meine Bilder entstehen.
Haben Sie Lust bekommen, öfter aus Umka zu lesen?
Ja, auch wenn ich wieder ganz viel Angst haben werde. Heute Nacht bin ich um drei Uhr aufgewacht und dachte, ich muss jetzt los zur Lesung. Die Marktheidenfelder Kinder haben viel Interesse mitgebracht. Auch die Fantasie der Kinder ist toll, die haben einen anderen Blick auf die Welt und haben mir ihre selbstgemalten Bilder vom Umka gezeigt...
Warum haben Sie ausgerechnet die Geschichte Umka von Juri Jakowlew illustriert?
Umka war als Kind meine Lieblingsgeschichte, da ich bis zum 13. Lebensjahr in Russland aufgewachsen bin. Es gibt auch einen alten ganz tollen Zeichentrickfilm von Umka, den ich damals sehen durfte und der heute auf youtube steht. Die Geschichte von Umka bekomme ich gar nicht mehr aus dem Kopf, die ist für immer in mir verankert.
Die Illustration von Umka ist ja eigentlich Ihre Bachelor-Arbeit?
Genau. Für meine Bachelorarbeit kam ich auf die Idee, die Geschichte des kleinen Bären einmal aus meiner Sicht zu illustrieren. Ich kenne ja den Zeichentrickfilm und die Geschichte, die ganz viel vermittelt und in einer sehr schönen Sprache geschrieben ist.
Gab es schon eine deutsche Übersetzung?
Leider nein. Für meine Bachelorarbeit habe ich die Übersetzung übernommen, da ich in der russischen Sprache noch "gut unterwegs" bin. Für die Buchversion des Arena-Verlages wurde ein professioneller Übersetzer eingesetzt. Manchmal war es schwierig, die russischeWorte genauso schön im Deutschen wiederzugeben. Ich finde die Übersetzung aber insgesamt sehr gelungen.
Wie sind Sie darauf gekommen, sich für den Meefisch-Preis zu bewerben?
Auf der Buchmesse 2014 habe ich den Meefisch-Flyer der Stadt Marktheidenfeld mitgenommen. Dann hat mich meine Trierer Professorin nochmal erinnert, dass ich mein Umka-Projekt einreichen könnte. Gesagt, getan.
Welche Erinnerungen haben Sie an die Preisverleihung und den vorherigen Anruf der Kulturamtsleiterin der Stadt Marktheidenfeld?
Ich bin fast in Ohnmacht gefallen. Es war sehr früh am Morgen und war für mich etwas surreal. Erst bei der Preisverleihung habe ich wirklich realisiert, dass ich wirklich die Preisträgerin bin.
Sie sind die erste Meefisch-Gewinnerin, die den Jury- und den Publikumspreis gewonnen hat?
Darauf bin ich auch sehr stolz. Um ehrlich zu sein, bedeutet mir der Preis des Besucher, also der Kinder, noch mehr als die Auszeichnung der Jury. Denn für die Kinder habe ich die Bilder ja erstellt. Die Preisverleihung war einfach toll und ich habe Marktheidenfeld sehr zu schätzen gelernt.
Konnten Sie vom Meefisch-Preis bereits profitieren?
Zunächst mal natürlich durch die Veröffentlichung meiner Illustrationen im Buch "Umka" des Arena-Verlages, das gerade auf den Markt kommt. Zum anderen auch durch die Tatsache, dass ich jetzt Interviews mit den Medien führen darf und so meine Arbeit vorstellen kann. Und zum Beispiel dadurch, dass ich jetzt meine Bücher mit Widmung versehen darf, etwas was mich auch sehr stolz macht. Ausserdem habe ich natürlich meine Studienkollegen ermutigt, sich für den Meefisch-Preis 2017 zu bewerben. Ich kann die Teilnahme jedem Interessierten nur wärmstens empfehlen....
Das Gespräch führte Marcus Meier
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